Zur Umweltbelastung durch Feuerwerk - Fakten über Silvesterfeuerwerk

Umweltbelastung Feuerwerk / Foto von Malte Reiter

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Faszination Feuerwerk

Sektgläser klirren, Glocken läuten und draußen zischen die ersten Raketen in den Nachthimmel. Feuerwerk ist fester Bestandteil unserer Erinnerungen an vergangene Jahreswechsel. Dabei einmal selbst die Funken sprühen zu lassen, birgt für viele Menschen eine ganz besondere Faszination. Für sie ist Silvester nicht nur der Schluss- sondern auch Höhepunkt eines jeden Jahres. 

Zunehmend bangen Freundinnen und Freunde der Pyrotechnik jedoch um diese liebgewonnene Tradition. Vor jedem Jahreswechsel mehren sich mahnende Stimmen um Verletzungen, Lärm, Abfall, CO2- und Feinstaubemissionen anzuprangern. Feuerwerk ist in die Kritik geraten. Politische und zivilgesellschaftliche Initiativen fordern, die rechtlichen Spielräume für Feuerwerksverbote zu erweitern oder Silvesterfeuerwerk – dessen freie Verwendung bereits jetzt auf zwei Tage im Jahr beschränkt ist – sogar gänzlich abzuschaffen.

Vor dem Hintergrund dieser mit zunehmender Intensität geführten Debatte um die Zukunft des Silvesterfeuerwerks, bedarf es einer sachlichen Bewertung des Anteils von Feuerwerk an unserem ökologischen Fußabdruck.1 Mit der vorliegenden Kurzinformation leistet der BVPK dazu einen Beitrag, indem er den wissenschaftlichen Kenntnisstand zum Umwelteinfluss2 von Silvesterfeuerwerk aufbereitet.

Feuerwerk, Feinstaub und Treibhausgase

Silvesterfeuerwerk wird seit einigen Jahren mit Feinstaubemissionen von bis zu 5.000t/Jahr in Verbindung gebracht. Zweifellos entstehen beim Abbrand eines Feuerwerks Staubpartikel unterschiedlicher Größe. Derart hohe Werte für Feinstaub beruhen jedoch auf Hochrechnungen mit geschätzten Emissionsfaktoren für die in Feuerwerk verwendeten Grundstoffe. Seit im Jahr 2019 erstmals reale Messungen beim Abbrand von Feuerwerkskörpern vorgenommen wurden, weiß man, dass diese Hochrechnungen das wirkliche Emissionsvolumen um mehr als zwei Drittel überschätzt hatten. Tatsächlich macht Silvesterfeuerwerk lediglich 0,7% des Feinstaubs eines Jahres aus.

 

Feinstaubbelastung durch Feuerwerk als Grafik

Feinstaub: Feuerwerk vs. Auto

Eine oft bemühte Analogie ist die von Feinstaub beim Feuerwerk und beim Auto. Dieser Vergleich ist jedoch aus zwei Gründen verfehlt: Erstens tritt Feinstaub aus Feuerwerk nur für wenige Stunden an Neujahr auf, während die Emissionen des Autoverkehrs das ganze Jahr über durchgängig präsent sind. Zweitens handelt es sich beim Ruß aus der Kraftstoffverbrennung um wasserresistente Partikel, die sich in der Lunge oder den Blutgefäßen ablagern. Feuerwerks-Feinstaub besteht hingegen überwiegend aus wasserlöslichen, aus Atemwegen und Lunge auswaschbaren, Salzverbindungen. Diese gelten in den zu Silvester anfallenden Mengen als toxikologisch unbedenklich . Die geltenden Standards für die Feuerwerksproduktion schließen die Verwendung gefährlicher Substanzen aus. Ihre Einhaltung ist unbedingte Voraussetzung für den Verkauf pyrotechnischer Erzeugnisse innerhalb der EU.

Wie viel CO2 emittiert Feuerwerk?

Die fossilen CO2-Emissionen aus Feuerwerk entsprechen einem Anteil von nur 0,00013% an den jährlichen in Deutschland ausgestoßenen Treibhausgasen. Der Beitrag von Feuerwerk zum Klimawandel ist damit verschwindend gering. Obwohl es in der Feinstaubdiskussion vor allem um gesundheitliche Risiken geht, findet häufig auch eine Vermischung mit dem Thema "Klimawandel" statt. Feinstaub ist kein Treibhausgas, und es gibt keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen Schwebeteilchen und Erderwärmung .

CO2 Feuerwerk Umweltbelastung

Umweltbelastung durch Feuerwerk: Lärm durch Feuerwerk an Silvester

Zu Unrecht wird die Vielfalt pyrotechnischer Effekte oftmals auf "das Böllern" reduziert. Feuerwerk ist nicht nur laut, sondern ebenso farbenfroh, verspielt und elegant. Aus guten Gründen ist der Knall dennoch ein zentrales Element darin: Zum einen sind Zerlegerladungen für eine himmelsfüllende Ausbreitung der Effektbilder notwendig. Zum anderen ist Lärm, wie auch zu anderen festlichen Anlässen, Ausdruck von Ausgelassenheit und Freude. In Deutschland zugelassenes Feuerwerk unterliegt einer Lautstärkebeschränkung von 120 dB (A, Imp.) im vorgeschriebenen Sicherheitsabstand. Dies entspricht etwa einer Vuvuzela und liegt deutlich unter der Lautstärke eines Autorennens (140 dB).

Plötzlich auftretende Geräusche wie Knalleffekte von Feuerwerk können ein Störimpuls für Wild- und Haustiere sein. Ihre Reaktionen darauf variieren , teilweise auch innerhalb derselben Spezies, zwischen Flucht, Wachsamkeit und Desinteresse. Die Erfahrungen mit dem Einsatz von Pyrotechnik in der Flugsicherheit oder Pyrotechnik in der Fischzucht zeigen, dass die damit adressierten Tierarten nur dann wirksam vom jeweiligen Schutzgut ferngehalten werden können, wenn Feuerwerkslärm über mehrere Wochen zielgerichtet und wiederkehrend auftritt.

Dieser Effekt wird in der Silvesternacht nicht erreicht. Verhaltensbeobachtungen von Vögeln in der Silvesternacht belegen, dass die meisten Tiere etwa eine Stunde nach Mitternacht zu ihrem Normalverhalten zurückkehren. Auch die Individuen, welche Feuerwerken ausweichen, finden sich in der Regel zwei bis drei Tage später wieder am Ort des Geschehens ein.

Haustiere haben im Vergleich zu Wildtieren geringere Ausweichmöglichkeiten. So reagieren lärmempfindliche Hunde sensibel bei Gewitter, Jagd und auch Feuerwerk. Längerfristige Beeinträchtigungen des Wohlergehens sind jedoch äußerst selten; die Rückkehr zum Normalverhalten erfolgt im Mittel ein bis zwei Stunden nach dem Lärmereignis . Präventives Training und spontane Gegenkonditionierung können die Lärmtoleranz der Tiere wirksam unterstützen .

Beide Beispiele veranschaulichen, dass Silvesterfeuerwerk für Tiere mit einem durchschnittlichen Ruheverlust von 10-20% des üblichen Nachtschlafs einhergeht - eine Größenordnung, die problemlos kompensiert werden dürfte. Folgerichtig fehlen für die häufig geäußerten Spekulationen über erhöhte Sterblichkeitsraten von Wild- und Haustieren nach Silvester die wissenschaftlichen Belege. Da eine Beeinträchtigung einzelner Individuen nicht auszuschließen ist, tritt der BVPK für einen rücksichtsvollen Umgang mit Silvesterfeuerwerk ein. Naturverbunden, tierlieb und feuerwerksbegeistert zu sein, muss nicht im Widerspruch zueinander stehen.

Tiere und Feuerwerks

Wie viel Müll verursacht Feuerwerk an Silvester?

Die Abfallentsorger der fünf größten Städte Deutschlands zusammen beseitigen am Neujahrstag etwa 200t Müll der Silvesternacht , darunter Baukörper und Verpackungen von Feuerwerksartikeln. Diese Angabe bezieht sich vor allem auf die zentralen Silvesterfeiern innerhalb der Stadtgebiete und ist somit vergleichbar mit anderen festlichen Großereignissen wie dem Münchener Oktoberfest (88t Müll) oder dem rheinländischen Karneval (600t Müll) . Die jährliche Abfallmenge öffentlicher Veranstaltungen in Berlin allein beläuft sich auf 20.000t.

Auf Basis der vorliegenden Zahlen schätzt der BVPK den Anteil von Feuerwerks-Reststoffen an der jährlichen Abfallmenge eines durchschnittlichen Haushalts in Deutschland auf 0,05%. Der Feuerwerksmüll besteht zu 90% aus biologisch abbaubaren Materialien wie Pappe, Ton oder Holz. Ein Teil der verwendeten Kunststoffelemente ist aus Sicherheitsgründen gesetzlich vorgeschrieben; für andere haben die Hersteller pyrotechnischer Erzeugnisse zuletzt innovative und umweltfreundliche Alternativen entwickelt. Der größte Teil der Feuerwerksreststoffe wird über den Hausmüll oder die Stadtreinigungen fachgerecht entsorgt.

Müll durch Feuerwerk - Feuerwerksmüll

Unfälle durch Feuerwerk an Silvester

Für den deutschen Markt zugelassene Feuerwerkskörper bieten ein größtmögliches Maß an Sicherheit . Im Rahmen ihrer Zulassung durch das Bundesamt für Materialforschung und -prüfung (BAM) oder vergleichbaren Stellen in der EU werden sie auf ihre Unbedenklichkeit hin überprüft. Zu den Anforderungen des Verfahrens gehören unter anderem die Einhaltung der maximalen Lautstärke (s. o.) und die Limitierungen der Explosivkraft (Knallkörper: max. 6g Schwarzpulver).

Es sollte daher nicht überraschen, dass der Großteil der Verletzungen zu Silvester nicht auf Feuerwerk zurückzuführen ist, sondern auf den übermäßigen Konsum von Alkohol und gewalttätige Auseinandersetzungen. Die wenigen öffentlich verfügbaren Angaben zum Anteil der Feuerwerksverletzungen an allen Krankenhauseinweisungen einer Silvesternacht deuten darauf hin, dass dieser etwa 5% beträgt. Vor dem Hintergrund der o. g. Qualitäts- und Sicherheitsstandards, ist außerdem davon auszugehen, dass die schweren Fälle darunter auf die Nichtbeachtung der Gebrauchsanweisung (häufig unter Alkoholeinfluss), die zunehmende Verwendung illegaler Importware oder strafbaren Eigenbau zurückzuführen sind. Wer Silvester aufgrund von Feuerwerk zur "gefährlichsten Nacht des Jahres" erklärt, ignoriert die bewährten Regularien und blendet alle anderen Gefahrenquellen aus.

Verletzungen durch Feuerwerk an Silvester Unfälle

Selbstverständlich gilt auch: Silvesterfeuerwerk ist kein Spielzeug! Wer Feuerwerk zweckentfremdet und dabei in Kauf nimmt, dass Menschen, Tiere oder Sachgüter zu Schaden kommen, missachtet seinen eigentlichen Charakter. Die zivile Pyrotechnik ("Lustfeuerwerk") ist für Menschen in aller Welt Anlass für Spannung, Staunen und Begeisterung – und das sollte sie auch bleiben.

Zusammenfassung: Umwelteinfluss von Silvesterfeuerwerk

Wie alle kulturellen Praktiken bleibt auch Feuerwerk nicht gänzlich ohne Umwelteinfluss. Der öffentliche Diskurs um diesen Umwelteinfluss war in den vergangenen Jahren jedoch durch eine zunehmende Skandalisierung geprägt. Grundlage dafür waren häufig Behauptungen, Spekulationen oder fehlerhafte Modellrechnungen. Mit der vorliegenden Kurzinformation unterstützt der BVPK eine sachliche und faktenbasierte Diskussion über Silvesterfeuerwerk sowie eine maßvolle Abwägung zwischen dessen marginalem Umwelteinfluss und seinem gesellschaftlichen Wert.

Hier kann das Faktenpapier zur Umweltbelastung durch Silvesterfeuerwerk als PDF heruntergeladen werden.

1 Der Begriff “ökologischer Fußabdruck” bezieht sich hier auf den Anteil von Silvesterfeuerwerk an verschiedenen Formen der tatsächlichen Umweltbelastung in Deutschland. Explizite Bezüge zum bundesweit verfügbaren Naturkapital sind methodisch nicht realisierbar.

2 Obwohl Verletzungen durch Feuerwerkskörper nicht als Umwelteinfluss zu werten sind, findet das Thema in dieser Kurzinformation besondere Berücksichtigung.

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