16. März 2025
Der Bundesverband Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk (bvpk) ist in Einklang mit seiner Satzung ein Verein zur Pflege und Entwicklung der Kulturtechnik Feuerwerk sowie eine Plattform für Erfahrungs- und Wissensaustausch rund um Feuerwerk in seinen verschiedenen Formen. Zur Einordnung des gesellschaftlichen Stellenwerts des Feuerwerks können auch wirtschaftliche Informationen einen Beitrag leisten. Vor diesem Hintergrund unterstützt der bvpk eine jährliche Umfrage unter Importeuren und Herstellern von Feuerwerkskörpern auf der Spielwarenmesse in Nürnberg. Die folgende Zusammenfassung der Gespräche gibt einen umfassenden Einblick in die aktuellen Chancen, Herausforderungen und Trends der pyrotechnischen Industrie.
Der Großteil der nach Deutschland eingeführten Feuerwerkskörper wird in China hergestellt. Die dortige Produktion wird aufgrund zunehmender Mechanisierung effizienter und liefert eine konstantere Qualität. Insbesondere für Batteriefeuerwerk entstehen immer mehr automatisierte Fertigungslinien. Bei aufwändigeren Artikeln mit komplexen Effekten bleibt weiterhin ein hoher Anteil an Handarbeit erforderlich.
Viele europäische Importeure setzen außerdem verstärkt auf nachhaltigere Materialien und schaffen so Anreize für die Umstellung der Produktionsprozesse in China. Ein zentraler Trend ist die Reduzierung von Plastik, etwa in Raketen und Fontänen. Erste Raketen mit ausschließlich aus Pappe gefertigten Treibern werden bereits in China gefertigt. Die Umstellung bleibt jedoch technisch anspruchsvoll, da Papptreiber hinsichtlich Stabilität und Witterungsbeständigkeit noch nicht an frühere Modelle unter Verwendung von Plastik heranreichen.
Die Nachfrage nach Feuerwerkskörpern auf dem chinesischen Binnenmarkt sowie international ist volatil, aber in der Tendenz steigend. Die auf dem deutschen Markt tätigen Importeure konkurrieren vor diesem Hintergrund mit anderen Marktteilnehmern um die Produktionskapazitäten der chinesischen Hersteller. Dies gilt insbesondere für eine sinkende Zahl von Fabriken, die sich auf hochwertige Feuerwerksartikel spezialisiert haben. Zudem existieren, je nach Region, erhebliche Unterschiede in der Rohstoffqualität. Einige Unternehmen berichten von Lieferengpässen, was eine kontinuierliche Anpassung der Produktionsprozesse erforderlich macht.
Auf die Herstellungskosten vor Ort wirken sich die Trends hinsichtlich Mechanisierung, Nachfrage und Rohstoffqualität gegenläufig aus, sodass die Einkaufspreise auf dem chinesischen Markt aktuell als weitgehend stabil beurteilt werden. Vergleichsweise niedrige Lohnkosten, weniger bürokratische Hürden und eine etablierte Infrastruktur machen China als Produktionsstandort derzeit alternativlos. In Deutschland, wie auch in anderen Ländern mit langer Feuerwerkstradition wie Italien oder Spanien, ist die Produktion aktuell nur noch in Nischenmärkten wettbewerbsfähig.
Auch in Deutschland ist die Nachfrage nach Feuerwerkskörpern seit dem Ende der Covid-19 Pandemie gestiegen. Import und Umsatz der pyrotechnischen Industrie befinden sich auf Rekord-Niveau. Auch der Fachhandel für Feuerwerkskörper blickt zufrieden auf die vergangene Saison.
Das Kaufverhalten auf dem deutschen Kleinfeuerwerksmarkt lässt sich aus Sicht der Importeure und Hersteller in zwei Segmente unterteilen: Während der Fachhandel eine steigende Nachfrage nach aufwändig produzierten Feuerwerksartikeln verzeichnet, dominieren im Discounter-Segment Standardprodukte mit gutem Preis/Leistungs-Verhältnis. Bei der Verpackung nimmt die Kundschaft des Fachhandels Faltschachteln aus Pappe tendenziell als hochwertiger wahr, im Vertrieb über die Discounter werden durchsichtige Kunststoffverpackungen weiterhin geschätzt, um die Produkte vor dem Kauf sehen zu können. Die Branche erwartet, dass sich dieser Trend in den kommenden Jahren durch gesetzliche Vorgaben und ein steigendes Umweltbewusstsein weiter zu Ungunsten der Verwendung von Plastik verschieben wird.
Transportkosten und Wechselkursschwankungen haben in den vergangenen Jahren für eine Steigerung der Endverbraucherpreise gesorgt und werden, auch vor dem Hintergrund der aktuellen geopolitischen Situation, als Risiko für die Branche angesehen. Während einige Hersteller steigende Kosten direkt an die Kunden weitergeben, setzen andere auf marktstabilisierende Maßnahmen, um ihre Produkte wettbewerbsfähig zu halten.
Während sich der Markt für Feuerwerkskörper in Deutschland positiv entwickelt hat, blicken Hersteller und Importeure mit Sorge auf die öffentliche Diskussion um die Zukunft des Silvesterfeuerwerks in Deutschland. Die Berichterstattung über Silvester ist aus Sicht der Branche von Feuerwerk oftmals wenig differenziert. Ein vollständiges Verbot des Feuerwerks für die Allgemeinheit käme einer existenzbedrohenden Kollektivbestrafung gleich.
Als weitere große weitere Herausforderungen für die pyrotechnische Industrie in Deutschland werden der bürokratische Aufwand für die Genehmigung neuer Produkte sowie kontinuierlich steigende Sicherheitsanforderungen benannt. Dies führt dazu, dass viele Hersteller nicht mehr in neue Fertigungsstätten oder innovative Produkte investieren. Eine stärkere Rückverlagerung der Produktion aus China nach Deutschland wird dadurch zusätzlich erschwert.
Die pyrotechnische Industrie steht auch 2025 vor einem dynamischen Strukturwandel. Während volatile Transportkosten und Währungsrisiken, regulatorische Vorgaben und eine teils kritische öffentliche Wahrnehmung Herausforderungen darstellen, bieten technische Innovationen, nachhaltige Materialien und wachsende Nischenmärkte neue Chancen. Hersteller, Importeure und Händler sind gefordert, flexibel auf Veränderungen zu reagieren und dabei Qualität, Sicherheit und Tradition zu bewahren.
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